Unser Kindergarten verbindet Regelkindergarten und Waldkindergarten miteinander. Jedes Kunterbuntkind verbringt jeden dritten Monat im Wald, insgesamt also vier Monate im Jahr zu verschiedenen Jahreszeiten. Die anderen Monate verbringen die Kinder in Haus und Garten. Dabei kommen die ganz Kleinen das erste Mal im Sommer in die Waldguppen, nachdem sie sich an das Leben im Haus gewöhnt haben.
Auslöser für die Idee der Kombination waren unsere Erfahrungen sowohl mit dem wöchentlich stattfindenden Waldtag wie auch mit der spielzeugfreien Zeit. Uns fiel besonders auf, wie ausgeglichen und zufrieden die Kinder an diesen Tagen waren. Die theoretische Beschäftigung mit dem Thema Waldpädagogik bestätigte diese Erfahrungen und weckte den Wunsch, das Angebot zu erweitern.
In einer Studie des Diplompädagogen Dr. Peter Häfner wurde dargelegt, dass die Kombination von Regel- und Waldkindergarten die Kinder in optimaler Weise fördert.
Es konnte nachgewiesen werden, dass die Bereiche Kreativität, soziales Verhalten, Konzentration, Sprache und Ausdrucksfähigkeit durch die Waldpädagogik besonders gefördert werden. Eltern wie Mediziner heben des weiteren das gestärkte Immunsystem hervor, da sich die Kinder mit sehr wenigen Ausnahmen bei jeder Wetterlage im Wald aufhalten. Hingegen zeigten, laut Studie, die Kinder des Regelkindergartens deutliche Vorteile im Bereich Feinmotorik und im Umgang mit Farben.
Die jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen insbesondere in Skandinavien aber auch in Deutschland belegen diese Forschungsergebnisse und bestätigen, dass die Kombination von Regel- und Waldkindergarten eine umfassende und ausgewogene Förderung in allen Erziehungsbereichen gewährleistet.
Kindheit findet heute immer weniger im Freien und dafür immer mehr in geschlossenen Räumen statt. Dies hat Auswirkungen auf die Gesundheit, das Verhalten und die Wahrnehmung von Natur und Umwelt. Bereits bei Kindern treten z.B. zunehmend Haltungsschäden oder ein schwaches Herz-Kreislaufsystem auf, die Natur wird als etwas Fremdes, Abgetrenntes angesehen und die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen verringert sich.
Der Aufenthalt im Wald bietet den Kindern folgende Lernerfahrungen:
Naturverständnis
Mit allen Sinnen nehmen die Kinder die Natur wahr und erfahren sich als Teil des Ganzen. Das direkte Erleben, z.B. der Wechsel der Jahreszeiten und die Veränderungen in der Natur werden zur eigenen Erfahrung, zu eigenem Wissen und somit zum Selbstverständnis. Sie gewinnen grundsätzliche Einsichten in Sinn- und Sachzusammenhänge der Natur.
Kommunikation
Hier gilt, was bereits für die spielzeugfreie Zeit dargelegt wurde: Da kein fertiges Spielzeug vorhanden ist, sprechen die Kinder mehr miteinander.
Körpererfahrung
Dem Bewegungsdrang der Kinder wird besonders entsprochen. Hier bietet der Wald zahllose Gelegenheiten zum Laufen, Springen, Klettern, Balancieren usw. Das gibt den Kindern in besonderem Maße die Möglichkeit, die Grenzen und Fähigkeiten ihres Körpers zu erproben und einzuschätzen. Das tägliche Ausloten der eigenen Leistungsfähigkeit, z. B. einen Berg zu erklimmen, steigert die Ausdauer und Kraft der Kinder. Die Bereitschaft sich anzustrengen, verbunden mit dem Erfolgserlebnis des Erreichten, stärkt das Selbstbewusstsein.
Durch die hohe Befriedigung dieses Bedürfnisses können sie dann auch zur Ruhe finden. Die Konzentrationsfähigkeit und die Bereitschaft zur Aufnahme von Wissen werden positiv gefördert.
Sinneswahrnehmung
Kinder erfahren die Welt mit ihren Sinnen, mit ihrem ganzen Körper, nicht mit dem Intellekt. Im Wald lernen die Kinder genaues Hinsehen, Riechen, Hören und Tasten. Auch ist der hohe Lärmpegel eines vollen Raumes nicht gegeben. Stille und Einzelgeräusche wie das Zwitschern eines Vogels können so bewusst wahrgenommen werden.
Darüber hinaus bietet dieser Lebensraum die Möglichkeit zu vielfachen Erkenntnissen, zum Begreifen im tatsächlichen Sinn der nächsten Umgebung und zum Erforschen und Entdecken von Neuem und Unbekannten.
Wertschätzung der Lebensgemeinschaft Wald und des Lebens überhaupt
Die Kinder erfahren den existentiellen Wert des Waldes für Pflanzen, Tiere und Menschen und entwickeln Achtung vor der Natur und dem Leben. Sie erleben das Erwachen der Natur, ihr Werden und Vergehen und erfahren über den Jahreszeitenwandel auch den natürlichen Lebensrhythmus mit Kommen, Reifen und Vergehen, der unser Leben begleitet. Es entsteht eine Einheit zwischen Mensch und Natur, bei der das Kind das Gefühl des Aufgehobenseins und des Vertrauens in seine Umwelt erfährt.
Das bildet die Grundlage, auf der man im weiteren Leben Verantwortung für sich, sein Handeln und dessen Folgen übernehmen kann.
Diese Aufstellung ist nicht als Stundenplan zu verstehen und offen für situationsbedingte Veränderungen. Da unser erster Leitspruch lautet, dass der Kindergarten Spaß und Freude machen soll, neben der Vermittlung von Erfahrungen, Erlebnissen, Fähigkeiten und – ja auch – Kenntnissen, ist der Tagesablauf sehr flexibel gehalten, um Raum für all das zu bieten.
- 7.30 Uhr: Eintreffen der Kinder am Bauwagen auf dem Waldgelände des Kindergartens in der Adolf- Sturm- Straße oder programmabhängig im Zirkuswagen auf dem Kindergartengelände
- 8.00 Uhr: Aufbruch in den Wald
- bis 11.30 Uhr: Tagesprogramm im Wald angepasst an die Gegebenheiten und Förderbereiche (inkl. Vorschulprogramm)
- 11.30 Uhr – 12.00 Uhr: Rückweg zum Kindergarten
- 12.00 Uhr – 14.00 Uhr: Aufenthalt im Zirkuswagen auf den Kindergartengelände | Mittagessen und Mittagspause
- 14.00 Uhr: Waldkinder gehen ins Haus | 🔑 Waldgruppe schließt
Unsere Kernzeit der pädagogischen Arbeit ist von 8:30 – 12:30 Uhr. In dieser Zeit ist das Bringen und Holen der Kinder grundsätzlich nicht möglich. Die Buchung erfolgt gemäß unserer Vereinbarung im Buchungsbeleg, die Hol- und Bringzeiten können individuell festgelegt werden, allerdings ist das Bringen in der Waldgruppe nur bis 8 Uhr und das Abholen frühestens vor dem Mittagessen um 12:30 Uhr möglich.